Getagged: Syndikalismus

Zweite Ausgabe der Kampfgeister erschienen

Auch die zweite Ausgabe der Kampfgeister birgt in ihren knapp 100 Seiten wieder eine Vielzahl interessanter Beiträge.

Gespräche führten wir mit Aktiven der Radical Aid Force, die mit Hilfslieferungen Menschen und Angehörige der anarchistischen Kampfeinheiten in der Ukraine unterstützen. Sie berichten über ihre Arbeit, die dem Ziel dient, „täglich daran zu arbeiten, das Leben unserer Genoss:innen auf ukrainischer Seite zu erleichtern und zu schützen.“

In einem tiefgründigen Gespräch diskutieren wir mit Thomas Friedrich, Professor für Philosophie und Herausgeber eines wissenschaftlichen „Anarchismus-Handbuchs“, über die Eigenschaften der „kritischen Theorie“ und deren Nähe zu anarchistischen Vorstellungen. Das Gespräch birgt so manche Erkenntnis und baut so manche Brücke über mögliche Vorurteile hinweg.

Wie immer finden sich Berichte und Informationen zu neuen Projekten, Veranstaltungen und Aktivitäten des Instituts für Syndikalismusforschung. Letztes Jahr wurden wir 15 Jahre jung. Martin Veith blickt auf einige Ereignisse in diesem Zeitraum und legt die Überlegungen, die zur Gründung des Instituts führten, dar. Kurznachrichten und Veranstaltungshinweise schließen sich an. Markus bringt uns den Film „Unruh“ zum „Schweizer Sommer der Anarchie“ näher und Gabriel Kuhn stellt uns die Neuerscheinung über Schwedische Syndikalisten und Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg vor.

Ende letzten Jahres erschien mit „Fragmente zu Anarchismus und Anarcho-Syndikalismus in der Bukowina“ eine neue Studie über die anti-autoritäre Arbeiter:innenbewegung in dieser historischen Region Osteuropas. Darin enthalten sind die „Erinnerungen eines Anarchisten aus Rumänien“ von Mechel Stanger. Nach der deutschen Erstveröffentlichung dieses wichtigen historischen Dokuments ist Frau Anette Stanger-Eriksson mit uns in Kontakt getreten und hat einige weitere aufschlussreiche Informationen über ihren anarcho-syndikalistischen Vater mitgeteilt. Diese finden sich im Heft und wir sagen vielen Dank dafür!

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„Komplexe Zusammenhänge erschliessen sich ohne Vorkenntnisse“

In der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien erschien vor kurzem eine Rezension des Historikers Helge Döhring über das neue Buch von Martin Veith: „Fragmente zu Anarchismus und Anarcho-Syndikalismus in der Bukowina“. Wir geben sie an dieser Stelle wieder.

Flucht eines bukowinischen Deserteurs mit der Eisenbahn von Bukarest nach Berlin: „26 Stunden lag ich unter diesem Wagen. (…) Es war am besten, mit dem Gesicht nach unten zu liegen, aber der Zug fuhr schnell und wirbelte Kieselsteine auf. Meine beiden Hosen waren bald so durchgescheuert, dass die bloße Haut zum Vorschein kam. Meine Knie wurden von den vibrierenden Achsen malrätiert. Ich wurde durchgeschüttelt, bis mir schlecht war. Außerdem senkten sich jedes Mal, wenn die Geschwindigkeit geändert wurde, Eisenketten, die mir Schläge versetzten. (…) Ich erinnere mich besonders an den Widerwillen, unter diesen Umständen meine Notdurft zu verrichten. Mehr als einmal dachte ich daran, mich fallen zu lassen, nur damit das Leiden aufhört. (…) Am Morgen des 8. April 1931, nach dem längsten Tag meines Lebens, kroch ich völlig erschöpft unter meinem Wagen hervor. (…) Ich hatte es nach Berlin geschafft!“

Das Gebiet der Bukowina liegt heute sowohl in der Ukraine als auch in Rumänien. Das war nicht immer so. Vielmehr verschob sich das Territorium. Die Bevölkerung bekam somit unterschiedliche Staatsbürgerschaften verabreicht. Solange sie zum Reich Österreich-Ungarn gehörte, lebten alle relativ friedlich miteinander: ukrainische, polnische, rumänische, deutsche und ein hoher Anteil jüdischstämmiger Menschen. Sie entfalteten ein reichhaltiges Kulturleben. Nach dem Ersten Weltkrieg erbeutete Rumänien den südlichen Teil der Bukowina und förderte dort mit Hilfe von Kampfverbänden und der rumänisch-orthodoxen Kirche einen Nationalismus. Das bekamen dort vor allem Juden und die organisierte Arbeiterbewegung zu spüren, die sich in den Jahren nach dem Krieg und der russischen Oktoberrevolution in Sozialdemokraten und Kommunisten aufzuteilen begann. Dazu etablierte sich eine rumänisch geprägte faschistische Bewegung, die dramatisch an Einfluss gewann.

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Neuerscheinung: Fragmente zu Anarchismus und Anarcho-Syndikalismus in der Bukowina

Anarchist:innen und Anarcho-Syndikalist:innen kämpften in der Bukowina für eine herrschaftsfreie Gesellschaft. Über ihr Leben und Wirken ist bis heute wenig bekannt. Einblicke bieten die in diesem Buch veröffentlichten Beiträge. So folgen wir dem Lebensweg, des nahe der Stadt Czernowitz aufgewachsenen Anarchosyndikalisten Mechel Stanger (1909-1984). In seiner Autobiographie beschreibt er die Arbeits- und Lebensrealität seiner Jugend und seinen Weg zum Anarchismus. Er führt uns durch die westeuropäische anarcho-syndikalistische Bewegung und wir begegnen russischen und ukrainischen anarcho-syndikalistischen und anarchistischen Revolutionären. 1937 kämpft er in der sozialen Revolution in Spanien. In derselben Gruppe wirkte David Stetner. Sein Weg führte ihn aus der Bukowina schließlich nach Frankreich. Im vorliegenden Buch findet sich eine kurze und informative autobiographische Skizze.

Ein weiterer Beitrag befasst sich mit der anarcho-syndikalistischen Organisation der 1930er Jahre, die als rumänische Sektion der Internationalen Arbeiter-Assoziation angehörte. Sie war ständiger Verfolgung durch den rumänischen Staat ausgesetzt.

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(Mehr als) 130 Jahre Agitation für den anarchistischen Kommunismus in Rumänien

Von Martin Veith

Das Foto zeigt es: 1891 erschien die erste Ausgabe der „Răzvrătirea“, ein Organ des kommunistischen Anarchismus, wie es im Untertitel heißt. Die in Focșani, (etwa 180 Kilometer nordöstlich von Bukarest gelegene Stadt) erschienene Zeitschrift trug im Namen bereits das Mittel, mit dem die Herausgeber eine freie, auf dem anarchistischen Kommunismus basierende Gesellschaft erreichen wollten: Durch Rebellion oder Aufstand, so lautet die wohl treffendste Übersetzung des Namens der Zeitung ins Deutsche. 1891 bestand das Königreich Rumänien aus den Regionen und Fürstentümern Walachei und Moldau und das Land zählte etwas mehr als 5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Die Bevölkerung lebte unter einer despotischen Feudalherrschaft. Bauern waren faktisch Leibeigene der Landbesitzer, der Bojaren. Gegen die hungernden und oftmals Zahlungs-säumigen Bauern hatten die Feudalherren das Recht der „körperlichen Züchtigung“ und der Pfändung der letzten Habseligkeiten. Die Bojaren vollzogen beides oft durch ihre Steuereintreiber und die Polizei. Die Orthodoxe Kirche gab ihren Segen zu diesem als „gottgegebene Ordnung“ bezeichneten Unrecht. Diese Zustände zu beenden, schickten sich Anarchisten an. Sie wirkten aufklärerisch unter den Landarbeitern und propagierten eine menschenwürdige Zukunftsgesellschaft ohne die bestehenden Unterdrückungs- und Abhängigkeitsverhältnisse. So endet der Leitartikel der ersten Ausgabe mit den konkreten Zielbeschreibungen: „Anstelle des Privateigentums gemeinschaftliches Eigentum, anstelle von Herrschaft: Anarchie. Es lebe der Kommunismus. Es lebe die Anarchie!“

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Die erste Ausgabe der Kampfgeister online

Die erste Ausgabe der Kampfgeister – dem neuen Mitteilungsblatt des Instituts für Syndikalismusforschung – findet sich ab sofort als digitale Ausgabe kostenlos auf unserem Blog zum lesen. Für das erste Heft führten wir Gespräche mit der Malerin und Anarchistin Johanna Teske und dem Regisseur Kevin Rittberger, der in Berlin das antifaschistische Theaterstück „Schwarze Scharen“ entwickelte und aufführte. Für dieses stand der historische anarcho-syndikalistische Kampfverband der 1920er/30er Jahre als Motivation und Alternative zu den hierarchisch organisierten sonstigen Kampfformationen aus der Arbeiter:innenbewegung Pate. Johanna Teske gibt in ihrer Kunst der menschlichen Sehnsucht nach Freiheit und Gerechtigkeit Ausdruck. Im Heft können wir einige ihrer Bilder bewundern, die zudem Ereignisse und Menschen der historischen und aktuellen anarchistischen Bewegung thematisieren.

Im einleitenden Beitrag ruft Martin Veith zur Solidarität mit der vom russischen Angriffskrieg betroffenen Bevölkerung der Ukraine auf und informiert über anarchistische Solidaritäts- und Kampfverbände der Ukrainischen Territorialverteidigung, sowie mögliche Formen der praktischen Solidarität mit den Menschen in der Ukraine.

Der junge Blog „Anarchismus.de“ führte ein Interview mit uns und fragte nach unseren Einschätzungen zu bestimmten Themen und Ereignissen. Fragen richteten sich weiterhin nach unserem Selbstverständnis. Das gesamte Gespräch mit den sehr engagierten und vielseitigen Menschen von anarchismus.de findet ihr im Heft.

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Kampfgeister – Erste Ausgabe erschienen

Liebe Leser:innen und Freund:innen der BUNĂ. Die erste Druckausgabe unseres Nachfolgeprojekts, den Kampfgeistern, ist erschienen und wurde bereits an alle Abonnent:innen der BUNĂ verschickt. Wir haben jeder Sendung eine Info darüber beigefügt, bis zur wievielten Ausgabe der Kampfgeister das BUNĂ-Abo anteilig verrechnet wird. Wir hoffen ihr findet das neue Magazin genauso ansprechend wie wir und freuen uns über Anregungen und Kritik.

In der ersten Ausgabe finden sich in deutscher Erstübersetzung die „Erinnerungen“ von Mechel Stanger, einem Anarcho-Syndikalisten aus der Bukowina. Er beteiligte sich u.a. aktiv in der anarchistischen/syndikalistischen Bewegung der Bukowina in den 1920er/30er Jahren, desertierte aus dem gewalttätigen rumänischen Militärdienst, floh nach Westeuropa, kämpfte 1937 in der sozialen Revolution in Spanien und lebte anschliessend in Schweden. Dort war er in der syndikalistischen Arbeiter:innenbewegung und deren Gewerkschaft SAC aktiv. Die Druckausgabe der Kampfgeister kann für 3 Euro plus 2 Euro für Verpackung und Versand über: kampfgeister@syndikalismusforschung.info bestellt werden. Ein Abo über 3 Ausgaben gibt es für 15 Euro, ein Förderabo mit der Wahl einer Buchprämie für 25 Euro. Alle Infos dazu findet ihr hier: https://syndikalismusforschung.wordpress.com/kampfgeister/

Auf unserem BUNĂ-Blog werden weiterhin unregelmäßig Beiträge zu Rumänien, Moldawien und allem was dazu gehört veröffentlicht werden. Schaut vorbei.
Und natürlich: Unterstützt die anarcho-syndikalistische Presse und Medienlandschaft.

Kampfgeister – Nachfolgeprojekt der BUNĂ – Mitteilungsblatt des Instituts für Syndikalismusforschung

Die Kampfgeister – das neue Mitteilungsblatt des Instituts für Syndikalismusforschung, findet sich in Kürze als digitale Ausgabe kostenlos auf dem Blog des Instituts für Syndikalismusforschung zum lesen. Wer lieber handfestes mag, der kann die Zeitschrift an Büchertischen oder bequem per Abo über das Institut beziehen.

Inhaltsverzeichnis Kampfgeister #1 – 2022

1 Vorwort

ZEITGESCHEHEN

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In Kürze erscheinen die Kampfgeister

Nachrichten, Berichte, Forschungsergebnisse, Interviews, Besprechungen u.v.m.

Die Kampfgeister sind hervorgegangen aus dem Jahrbuch des Instituts für Syndikalismusforschung „Syfo – Forschung & Bewegung“ (2011-2020) und der „BUNĂ – Zeitschrift für Befreiung & Emanzipation – nicht nur in Rumänien“ (2014-2022).

Die Kampfgeister erscheinen als Druck- und als Digitalausgabe.

Bestellungen und Abo über: info(@)syndikalismusforschung.info

Online unter: syndikalismusforschung.wordpress.com/kampfgeister

Hier auf dem Revista BUNĂ-Blog wird es weiterhin Infos und Artikel zu Rumänien geben.

Die letzte BUNĂ – weiter geht es mit den Kampfgeistern

Liebe Leserinnen und Leser,

das neunte Heft ist die letzte Ausgabe der „BUNĂ – Zeitschrift für Befreiung & Emanzipation – nicht nur in Rumänien“. Nach sieben Jahren des immer wieder unregelmäßigen Erscheinens stellen wir die Zeitschrift ein. Zwei Gründe sind dafür ausschlaggebend: Zum einen ist es der zeitliche Aufwand, den wir als Herausgeber und Redakteure für die Zeitschrift aufbringen müssen. In den letzten Jahren gab es einige personelle Veränderungen bei uns. Mitarbeitende wurden Eltern oder sind beruflich stark beansprucht. Zum anderen blieb auch das Interesse an der Zeitschrift aus der deutschsprachigen anarcho-syndikalistischen/anarchistischen Bewegung an den Entwicklungen in Rumänien und Moldawien geringer, als wir das von einer international-universal ausgerichteten Bewegung erwartet hatten. Ein Genosse sprach in diesem Zusammenhang kürzlich davon, dass die BUNĂ „ihrer Zeit voraus“ sei. Während die Zeitschrift in Rumänien über viele Freundinnen und Freunde verfügt, ist sie in Deutschland kaum über den Kreis weniger an der internationalen Situation interessierter anarchistischer/syndikalistischer Genossinnen und Genossen und an Rumänien Interessierten hinausgekommen. Nach einer umfassenden Analyse sind wir zu dem Schluss gekommen, dass der zeitliche Aufwand, die Zeitschrift weiter herauszugeben, in keinem befriedigenden Verhältnis zu ihrer Verbreitung steht. Auch wenn die letzte Ausgabe ausverkauft ist, haben doch nur wenige anarchistische/syndikalistische Gruppen die BUNĂ abonniert oder verkaufen sie auf ihren Büchertischen. Eine Trendänderung zeichnet sich nicht ab, auch wenn wir für die Qualität und Vielfalt der Zeitschrift immer wieder viel Anerkennung erfahren, die uns über die Jahre auch bestärkte, weiter zu machen. Wir betrachten die Notwendigkeit einer Zeitschrift wie der BUNĂ nach wie vor als gegeben. Die Herausgabe macht aber unter den gegebenen Umständen wenig Sinn.

Es geht weiter mit den „Kampfgeistern“

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Kampf um Würde und Lohn

Ein wichtiges Buch zum Kampf der migrantischen Arbeiter der „Mall of Shame“ in Berlin

Von Martin Veith

2014 begann in Berlin ein Arbeitskampf migrantischer Bauarbeiter aus Rumänien, die meisten davon Roma. Olga Schell und Hendrik Lackus dokumentieren mit ihrem Buch „Mall of Shame – Kampf um Würde und Lohn“ diesen selbstorganisierten und von der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter Union unterstützten langwierigen und schwierigen Kampf. Die beiden HerausgeberInnen haben diesen von Anfang an unterstützt. In der Einleitung fassen sie zusammen: „Der 2014 von den Bauarbeitern begonnene Kampf richtete sich gegen die Arroganz und Ignoranz, mit der Wanderarbeiter*innen und prekär lebende, migrantische Arbeitskräfte im wohlhabenden Deutschland ausgebeutet werden. Mit ihrem Protest machten die kämpferischen Arbeiter die Ausbeutungspraktiken auf (deutschen) Baustellen sichtbar. Sie durchkreuzten rassistische Stereotype von bettelnden Roma und die Debatte um die drohende Armutseinwanderung aus Südosteuropa. Es ging ihnen in ihrem Kampf nicht nur um den Lohn, sondern auch um ihre Würde und Identität! Fast alle am Protest beteiligten Arbeiter waren das erste Mal nach Deutschland zum Arbeiten gekommen. Der Ruf zur Baustelle am Leipziger Platz in Berlin hatte sie über informelle, familiäre Kanäle erreicht. Sie und ihre zurückgelassenen Familien hatten einen Arbeitsvertrag und einen festen Stundenlohn erwartet. Stattdessen erhielten sie zunächst geringe Lohnzahlungen und wurden dann komplett um ihren Lohn geprellt.“

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